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7 Minuten basel Bildende Kunst

Raphael Reichert – 7 Minuten

Raphael Reichert – 7 Minuten

1a

Darf ich fragen, ob sich die Ereignisse seit dem 24.02.2022 in Ihren Träumen spiegeln?

Wenn ja: Gibt es einen roten Faden?

2a

Können Sie den Gedanken über die Integration in der Schweiz zulassen, auch wenn der Krieg noch nicht vorbei ist?

3a

Glauben Sie, dass es Menschen gibt, die sich dafür schämen oder sich selbst Vorwürfe machen, wenn sie trotz des Krieges ihren lebensbejahenden Impulsen nachgehen?

4a

Können Sie bitte beschreiben, welche Oberfläche – als würden Sie ein Material oder einen Stoff berühren – die Nachrichten aus dem Kampfgebiet für Sie haben?Welche Temperatur, welches Gefühl auf der Haut?

5a

Können Sie sich vorstellen, dass man durch Bewegung und Körpersprache eine Geschichte darstellen kann, die Menschen aus verschiedenen Kulturen gleich deuten würden? Z. B. Sehnsucht, Verzweiflung oder Kummer? Glauben Sie, Sie selbst wären dazuin der Lage, eine Pose einzunehmen, die diese Zustände verkörpert?

6a

Glauben Sie, dass Sie anhand der Mimik und Gestik erkennen können, in welcher Gefühlslage sich eine andere Person befindet? Und wären Sie selbst in der Lage, nur mit Gestik und Mimik zu zeigen, wie es Ihnen geht?

7a

Würden Sie es bitte versuchen, anhand von Linien oder Muster spontan den Zustand zu zeichnen, in dem Sie waren, als Sie von dem Angriff erfahren haben? Wie hat sich Ihr Gefühl seitdem verändert?

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14 Tage basel Bildende Kunst

Raphael Reichert – 14 Tage

Raphael Reichert – 14 Tage

1b

Darf ich fragen, ob sich die Ereignisse seit dem 24.02.2022 in Ihren Träumen spiegeln? Wenn ja: Gibt es einen roten Faden?

2b

Können Sie den Gedanken über die Integration in der Schweiz zulassen, auch wenn der Krieg noch nicht vorbei ist?

3b

Glauben Sie, dass es Menschen gibt, die sich dafür schämen oder sich selbst Vorwürfe machen, wenn sie trotz des Krieges ihren lebensbejahenden Impulsen nachgehen?

4b

Können Sie bitte beschreiben, welche Oberfläche – als würden Sie ein Material oder einen Stoff berühren – die Nachrichten aus dem Kampfgebiet für Sie haben? Welche Temperatur, welches Gefühl auf der Haut?

5b

Können Sie sich vorstellen, dass man durch Bewegung und Körpersprache eine Geschichte darstellen kann, die Menschen aus verschiedenen Kulturen gleich deuten würden? Z. B. Sehnsucht, Verzweiflung oder Kummer? Glauben Sie, Sie selbst wären dazu in der Lage, eine Pose einzunehmen, die diese Zustände verkörpert?

6b

Glauben Sie, dass Sie anhand der Mimik und Gestik erkennen können, in welcher Gefühlslage sich eine andere Person befindet? Und wären Sie selbst in der Lage, nur mit Gestik und Mimik zu zeigen, wie es Ihnen geht?

7b

Würden Sie es bitte versuchen, anhand von

Linien oder Muster spontan den Zustand zu zeichnen, in dem Sie waren, als Sie von dem Angriff erfahren haben? Wie hat sich Ihr Gefühl seitdem verändert?

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28 Wochen basel Bildende Kunst

Raphael Reichert – 28 Wochen

Raphael Reichert – 28 Wochen

1c

Darf ich fragen, ob sich die Ereignisse seit dem 24.02.2022 in Ihren Träumen spiegeln? Wenn ja: Gibt es einen roten Faden?

2c

Können Sie den Gedanken über die Integration in der Schweiz zulassen, auch wenn der Krieg noch nicht vorbei ist?

3c

Glauben Sie, dass es Menschen gibt, die sich dafür schämen oder sich selbst Vorwürfe machen, wenn sie trotz des Krieges ihren lebensbejahenden Impulsen nachgehen?

4c

Können Sie bitte beschreiben, welche Oberfläche – als würden Sie ein Material oder einen Stoff berühren – die Nachrichten aus dem Kampfgebiet für Sie haben? Welche Temperatur, welches Gefühl auf der Haut?

5c

6c

Glauben Sie, dass Sie anhand der Mimik und Gestik erkennen können, in welcher Gefühlslage sich eine andere Person befindet? Und wären Sie selbst in der Lage, nur mit Gestik und Mimik zu zeigen, wie es Ihnen geht?

7c

Würden Sie es bitte versuchen, anhand von Linien oder Muster spontan den Zustand zu zeichnen, in dem Sie waren, als Sie von dem Angriff erfahren haben? Wie hat sich Ihr Gefühl seitdem verändert?

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56 Wochen basel Bildende Kunst

Raphael Reichert – 56 Wochen

Raphael Reichert – 56 Wochen

1d

Darf ich fragen, ob sich die Ereignisse seit dem 24.02.2022 in Ihren Träumen spiegeln? Wenn ja: Gibt es einen roten Faden?

2d

Können Sie den Gedanken über die Integration in der Schweiz zulassen, auch wenn der Krieg noch nicht vorbei ist?

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Glauben Sie, dass es Menschen gibt, die sich dafür schämen oder sich selbst Vorwürfe machen, wenn sie trotz des Krieges ihren lebensbejahenden Impulsen nachgehen?

4d

Können Sie bitte beschreiben, welche Oberfläche – als würden Sie ein Material oder einen Stoff berühren – die Nachrichten aus dem Kampfgebiet für Sie haben? Welche Temperatur, welches Gefühl auf der Haut?

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6d

Glauben Sie, dass Sie anhand der Mimik und Gestik erkennen können, in welcher Gefühlslage sich eine andere Person befindet? Und wären Sie selbst in der Lage, nur mit Gestik und Mimik zu zeigen, wie es Ihnen geht?

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Würden Sie es bitte versuchen, anhand von Linien oder Muster spontan den Zustand zu zeichnen, in dem Sie waren, als Sie von dem Angriff erfahren haben? Wie hat sich Ihr Gefühl seitdem verändert?

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56 Monate basel Bildende Kunst

Raphael Reichert – 56 Monate

Raphael Reichert – 56 Monate

1e

Darf ich fragen, ob sich die Ereignisse seit dem 24.02.2022 in Ihren Träumen spiegeln? Wenn ja: Gibt es einen roten Faden?

2e

Können Sie den Gedanken über die Integration in der Schweiz zulassen, auch wenn der Krieg noch nicht vorbei ist?

3e

Glauben Sie, dass es Menschen gibt, die sich dafür schämen oder sich selbst Vorwürfe machen, wenn sie trotz des Krieges ihren lebensbejahenden Impulsen nachgehen?

4e

Können Sie bitte beschreiben, welche Oberfläche – als würden Sie ein Material oder einen Stoff berühren – die Nachrichten aus dem Kampfgebiet für Sie haben? Welche Temperatur, welches Gefühl auf der Haut?

5e

6e

Glauben Sie, dass Sie anhand der Mimik und Gestik erkennen können, in welcher Gefühlslage sich eine andere Person befindet? Und wären Sie selbst in der Lage, nur mit Gestik und Mimik zu zeigen, wie es Ihnen geht?

7e

Würden Sie es bitte versuchen, anhand von Linien oder Muster spontan den Zustand zu zeichnen, in dem Sie waren, als Sie von dem Angriff erfahren haben? Wie hat sich Ihr Gefühl seitdem verändert?

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7 Minuten biel/bienne Literatur

Erika Do Nascimento – 7 Minuten

Als die erste Bombe fiel, oder als die erste Hand abdrückte, oder als die erste Kugel jemanden traf, oder als das erste Gebäude fiel, oder als der erste Mensch fiel, oder als die erste Explosion den Boden meiner Stadt traf, oder als die Russen einmarschierten,

oder als die Nacht, Nacht war, dunkel war,

oder als der erste Jet oder Panzer über die Luft, über den Boden unserer Stadt flog, fuhr, oder als das erste Kind verletzt wurde, oder als die Menschen, in ihrem Bett lagen, oder als sie nicht schlafen konnten, oder als sie in ihren Träumen wanderten,

lag ich auch in meinem rosa Bett, in meinem Zimmer, wo meine braunen Möbel standen, wo mein kleines Radio stand, in meinem violetten Pyjama, unter meiner weissen Decke, in der Wohnung meiner Eltern, meiner kleinen, zwei Monate alten Schwester und meinem Papagei Timoscha, der sprechen und fluchen konnte, auf Russisch und Ukrainisch.

Ich wachte von einem Bärentraum auf.

Der Bär rannte, um mich zu schnappen. Ich öffnete die Augen, zuckte zusammen, sah zuerst schwarz, weil es im Zimmer dunkel war. Ich wollte mich für die Schule anziehen. Jeans, Nikes, blaues T-Shirt. Farbige Federohrringe, Ketten. Grüner Nagellack. Gerade, als ich etwas von Celine Dion spielen wollte, klingelte mein Telefon. Es war Grossmutter, die zu viel Zeitung las und an das Böse glaubte.

Der Krieg hat begonnen, sagte sie.

Draussen knallte es.

Nach dem Anruf warf ich das Telefon, weit weg von mir, aus Angst, ich würde abgehört werden, oder es würde eine Explosion geben, oder was-weiss-ich, was diese Leute sich alles ausgedacht hatten.

Ich stellte mir sofort vor, wie uns die Decke über den Kopf fiel, hielt mich am Stuhl fest und fragte mich, ob es fest weh tun würde. Ob wir herausgezerrt werden würden. Oder ob niemand kommen würde und dies das Ende sei.

Dann ging ich zum Fenster.

Da war er, der grosse Bär. Mit den grossen Krallen. Bereit über Spitäler, über Restaurants, Tabakwarenläden, über Tankstellen, über Fussballfelder, Wohnungen, Wälder und Gärten zu stampfen. Drückte, mit seinen riesigen Tatzen, den grauen Asphalt, mit dem Müll, an den Rändern der Gehwege runter und machte ein Loch in den Boden, wo Leute reinfielen.

Sie fielen ins Loch, während sie träumten,

in der Nacht,

um nie wieder vom Traum zurückzukommen,

am Tag.

Ich stand auf, rannte ins Zimmer meiner Eltern, wo die kleine Schwester schlief. Ich rüttelte am Oberkörper meines Vaters, der fest in die Matratze gesunken lag, bis er die Augen aufmachte, so grün wie die Vorkriegszeiten.

Der Krieg hat begonnen, sagte ich.

Draussen ist der grosse rote Bär, sagte ich. Ich habe von ihm geträumt.

Auch Mutter wachte auf. Das kleine Baby schlief. Sie wird später keine Erinnerung mehr haben. Ich wünschte, ich wäre sie.

Mutter fragte, was den los sei, ich sagte, er ist draussen.

Wer?

Der Krieg.

Er ist draussen und klettert durch die Fenster, er bricht in Türen ein, schleicht sich in die Zimmer, in die Duschen, hinunter in den Abfluss, in die Badewannen, ins Wasser, in die Stuben, in den Fernseher, in die Büros der Stadt, verbrennt die Vergangenheit, in die Küchen, in das Essen, in die Münder, in die Körper, durch die Haut, in die Organe und ätzt. Niemand erwartete ihn und doch sah ihn jeder kommen.

Putin, der SCHRECKLICHE.

Alles für nichts, sagte Mutter, die Tage davor meditiert hatte. Tausendundein Mantra, hatten ich und sie aufgesagt, um den Krieg von unserer Stadt, unserem Land fernzuhalten. Fast wären wir selbst zu Buddhas aufgestiegen. So viele Rezitationen, so viele Namen von Göttern auswendig gelernt, dass ich fast meinen eigenen vergessen hätte.

Sag sowas nicht, sagte ich zu Mutter.

Ich stellte eine Matte auf den Boden, nahm sie bei der Hand und wir fingen wieder an.

Vater war bodenständiger, er war unruhig, fast könnte man sagen, panisch, ging von Küche zu Stube, Stube zu Zimmer, zum Bad.

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14 Tage biel/bienne Literatur

Erika Do Nascimento – 14 Tage

Der Krieg schmeckt bitter wie Blutorangen. Ich kann nie wieder Blutorangen essen. Als ich ihn schmeckte, wünschte ich mir, ich hätte keinen Geschmackssinn.

Der Krieg lag mir sofort im Magen, wie Fondue.

Vor dem Krieg hörte ich immer nur Musik. Immer war etwas in meinem Kopf, ein Summen, das mich begleitete.

Es hörte auf.

Mein Kopf wurde leer.

Bis ich wieder eine Melodie aufnehmen konnte,

oder mich an einen Songtext erinnern können würde,

würde es dauern.

Es würde Strassen, Landschaften, Grenzen und Häuser dauern.

Als ich wieder bei mir war, nach den Mantras, nahm ich das Gerät, indem ich eine Bedrohung gesehen hatte und schrieb all meinen Freunden eine Nachricht. Fragte wie es ihnen ging, ob sie den gefrässigen Bären gesehen hätten, was sie machten, was sie fühlten, ob sie bleiben würden, oder ob sie gehen würden.

Bei einigen dauerte es keine Stunde, sie packten und gingen.

Sie wussten, was sie tun würden.

Andere würden die Heimat nie verlassen, weder wollen noch können.

Doch gab es welche, die sich Zeit nahmen und überlegten.

Zeitverschwendung ist der grösste Fehler der Menschheit, glaube ich.

Doch ich, ich wusste auch nicht, was ich machen sollte.

Ich wünschte, ich könnte ins Kloster gehen und eine Woche lang schweigen.

Wie damals mit Mutter, als ich Christin war und sie mich zu einer Buddhistin machte.

Im Kloster vor langer Zeit, als alle schwiegen und ich meinen Gedanken ordnen konnte.

Da dies keine Option war, machte ich Google Apps auf und dachte nach. Wohin?

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28 Wochen biel/bienne Literatur

Erika Do Nascimento – 28 Wochen

Mein Papagei ist tot. Zwei Wochen, nachdem ich gegangen bin, hat er es aufgegeben. Er wollte weder essen noch trinken und eines Tages fiel er auf den Boden seines Käfigs, um nie wieder ein Wort zu sprechen. Wir hatten ihn zu Grossmutter gebracht, die nicht meditierte und auch nicht wollte, die zu viel Zeitung las und wie eine Zeitung berichtete.

Vielleicht las sie ihm zu viel Zeitung vor.

Vater hatte Augen, wie die Vorkriegszeiten, grün waren sie. Diese Augen von frisch gemähten Wiesen im Sommer. Mit diesen Augen blieb er zurück. Er erkrankte.

Dann gingen wir in überfüllten Bussen und Zügen, wo alle etwas zu erzählen hatten. Wo alle reden wollten. Wo die Technik nichts mehr bedeutete, wo Jugendliche den Zügen hinterherrannten, wenn sie hielten, um uns Wasserflaschen zu schenken, oder Essen, oder Spielzeuge, sogar Schokolade, als wir zuerst durch alle Länder der Welt, nach Wien, dann zurück auf Polen gingen.

Ein Freiwilliger holte uns an der Grenze zu Polen ab, als meine kleine Schwester Fieber hatte und wir nicht rüber konnten. Wir kannten ihn nicht, vertrauten ihm jedoch. Er kam, nahm uns ins Auto, fuhr los. Ich, Mama und meine kleine Schwester. Vater war krank. Vater war geblieben, schaute aus dem Fenster, mit den Augen von Pflanzen im Wasser.

Der Mann hat meine kleine Schwester medizinisch versorgt.

Diese Geschichte erzählen sie nicht, oder? Jetzt wissen sie es auch.

Die Menschen waren freundlich.

Das schockierte mich.

Auch andere, die freundlich waren und Freundlichkeiten zurückbekamen, waren verdutzt.

Unsere Mantras, haben vielleicht doch was gebracht, sagte ich zu Mutter.

Mutter lächelte weisse Zähne aus dem Mund. Und ich war beruhigt, dass die Gewalt uns nicht ansteckte. Oder sie drang nicht in mich, in die Leute in meiner Umgebung, ein.

Vielleicht sind wir einfach genug früh gegangen.

Seitdem glaube ich fester an Menschen.

Schon lange träumte ich von Paris. Im Bus, im Zug, im Auto, in der Wartezeit, träumte ich von Paris. Als wir gehen mussten, wünschte ich, wir würden genau DORTHIN ziehen. Ich wollte eine grosse Künstlerin werden. Mutter sagte dann: Du wirst verhungern! Eine Künstlerin in der Ukraine hungert, sagte sie. Darum wollte ich eine Künstlerin in Paris sein.

Nach einem endlosen hin und her (Polen, Wien, Ukraine, zurück und fort) wurden wir der Schweiz zugeteilt.

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56 Wochen biel/bienne Literatur

Erika Do Nascimento – 56 Wochen

Die Schweiz ist grün und sauber. Können sie mir das erklären?

Der Vater kam auch mit. Nach einem ewigen hin und her.

Er, mit den Augen von Moos im Frühling.

Bei uns im Flüchtlingslager gibt es eine Mülltrennung. Und es gibt einen Koch. Der Koch ist nett, er überraschte mich mit dem Essen meiner Grossmutter.

Da war ich glücklich und hörte wieder Musik.

Der Krieg kroch für eine kurze Zeit aus meinem Magen.

Ich stelle mir meine Grossmutter als Flüchtlingslager-Köchin vor. Mit einer Schürze, mit Messer in der Hand, schnipselnd, für andere. Sie hätte immer den Fernseher an, beim Kochen, mit ihren Nachrichten. Nein, das passt nicht.

Aber der Koch, der unterhaltet sich mit mir, so wie die Menschen aus anderen Ländern, die hier sind. Auch aus Kriegsgebieten. Sie wirken optimistischer als meine Familie. Sie fragen, mich, ob ich mit ihnen in die saubere Stadt komme.

Das ist schön! Ich fühle ich mich nicht allein.

Ich bin in einem Museum in Lausanne. Die Welt ist in verschiedenen Formen von Licht gezeichnet. Lichter, Streifen, Flächen, Farbflächen, Punkte, geometrische Unterteilungen, schwarzweisse Fotografien, Zeichen, Buchstaben, Säulen, Wölbungen, Falten, Reflexionen, Spiegelungen,

Beschleunigung, Fortschritt.

Da will ich hin!

Was ich in der Schweiz lernte: Nicht jeder Flüchtling hat das gleiche Glück, wie ich, auf nette Menschen zu treffen. Einige treffen auf Menschen, die uns hier nicht wollen. Wissen diese Menschen, die uns hier nicht wollen, dass es Zufall ist, wo man geboren wird? Denken sie nicht, dass sie jemals, in eine solche Situation geraten könnten?

Eine Situation, in der das Licht ausgeht, weil eine Bombe, die Elektrizität zerstört hat.

Ich jedoch hatte Glück, gute Menschen zu treffen.

Ich schaue ein Bild von Pinguinen an. Ich frage mich, wieso sind wir keine Zügelpinguine? Nackt, nebeneinander, liegend, in den Flächen der Erde verteilt, ausrutschend, badend, der Natur gerecht.

Dinge, die mir aufgefallen sind:

Das Wasser ist in der Schweiz gut, es schmeckt nach Wasser.

Die Luftschutzbunker sind gut, man kann sich darin verstecken.

Fondue ist fein, mit Fleisch schmeckts besser.

Die Züge sind prima. Schöne Aussichten, keine Verspätungen.

Die Schweiz ist ein Büro.

Ich freute mich, als sie mich einluden, um über mich und den Bären zu sprechen. Ich trank Kaffee, die Sonne schien. In der Küche roch es nach Gewürzen, eines Landes, in welches ich die Füsse nie gesetzt habe.

Sie fragten mich, willst du teilnehmen? Willst du ein Hörspiel werden, willst du eine Geschichte werden, willst du irgendwas werden? Obwohl ich fast keine Zeit habe, da ich drei Sprachen lerne: Tibetisch, Deutsch, Französisch und eine verlerne: Russisch, sagte ich zu. Ich freute mich, mich für Kunst auszustellen.

Und jetzt werde ich angestarrt, angestarrt von einem Mann, der alles aufnimmt, was ich sage, von diesem anderen, der mir alles auf Ukrainisch übersetzt und von dieser Frau, die mir die Fragen stellt. Alles, weil ich Teil der Geschichte geworden bin, der aktuellen, grösseren Geschichte.

Ich bin oft Ausstellobjekt, auch wenn es kein Kunstprojekt ist. Oft schauen mir die Leute dabei zu, wenn sie über den Krieg erfahren, wie ich irgendwas Belangloses mache.

Zum Beispiel, wie ich in mein iPhone Nachrichten eintippe.

Als wäre ich der Krieg. Als wäre der Krieg meine Geschichte.

Dann fragen sie sich, wer ich war, wer ich bin und wie ich lebe, wer ich sein werde.

Ich vermisse jemanden, sage ich, ich bin jemand, wissen sie?

Ich vermisse einen Jungen, den ich seit fünf Jahren und 2252 Kilometer liebe, der nach Deutschland geflüchtet ist und dort lebt.

Sie fragen mich, was wäre ein grossartiges Geschenk für dich? Und ich sage, ein Buch über Art Brut.

Hast du Geld verloren? Fragen Sie. 20 Franken sage ich. Ich komme nicht aus einer reichen Familie, die Wohnung war gemietet, die Möbel von meinen Eltern, die Kleider habe ich mitgenommen.

Den Tanzstiefel zurückgelassen, das Tanzen auch.

Für lange Zeit habe ich nur die Füsse mitgetragen.

Jetzt tanze ich wieder.

Ich singe sogar wieder in der Dusche. I will always love you. Von Whitney Houston.

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56 Monate biel/bienne Literatur

Erika Do Nascimento – 56 Monate

Sie fragen mich, wie es gut kommen könnte. Eine Szene.

Und sie fragen mich, wie es schlecht kommen könnte. Eine Szene bitte.

Schlecht: Es ist schon schlecht gekommen. Noch schlechter wäre, Putin gewinnt, wir werden alle zu Putins gemacht.

Gut: Ich habe eine Wohnung am Genfersee, oder Zürichsee, das Haus ist voller Kunst, von mir, von anderen, ich sitze auf dem Balkon, trinke einen schwarzen Kaffee und schaue auf die Enten, die friedlich auf dem Wasser treiben.

Sie haben nichts zu tun.

Der Krieg liegt hinter uns. Hinter mir.

Mein Land liegt vor mir.

Ich spreche eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs Sprachen.

Die Trümmer können wiederhergestellt werden.

Die Leichen nicht wiederbelebt.

Putin, sitzt in einem Käfig, wird durch die Ukraine reisen und dazu gezwungen, ukrainische Poesie vorzulesen und Hopak zu tanzen.

Niemand wird ihn herauslassen, bis das Land wieder aufgebaut ist.

Doch die Leichen werden nicht durch Mantras wiederbelebt.

Die Körper müssen erst noch begraben werden.

Seine Billionen muss er für die Restaurierung des Landes hinblättern.

In der Ukraine wird es nicht an neuen Technologien fehlen, oder es werden neue Technologien benutzt, um dem Land, wieder einen Körper zu geben, um den Müll des Krieges zu entsorgen, oder recyclen?

Ich werde zuständig sein für die Kultur, ich werde die alte Kultur wiederbeleben und neue fördern. Ich werde der Welt davon erzählen, wie reich unsere Kultur ist.

Aber ich werde weiterhin rezitieren. Vielleicht hilft es.

Was ich sicher weiss, ist, ich werde immer noch Elisa Zarechnaya heissen.

Ich werde nicht mehr siebzehn sein. Sondern eine Frau. Selbstbewusst in meiner eigenen Wohnung in Genf, dank der Erziehung meiner Eltern, selbstständig.

Elisa wird ausgebildete Künstlerin sein, die kuratiert.

Der Krieg wird nur noch eine graue Wolke sein, die vorbeigezogen ist.

Die Ente wird im See treiben, mit der Sonne auf den Federn.

Putin wird im Käfig ukrainische Gedichte rezitieren.

Er wird im Käfig Hopak tanzen.

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7 Minuten biel/bienne Literatur

Garsam Marsia – 7 Minuten

Mein Name ist Olha. Ich habe mehr als 18 Jahre in Kiew gelebt.

Nein, ich habe nie geboxt, aber als Kind habe ich Kampfsport gemacht. Aber ich weiss nicht mehr, wen ich verdroschen habe.

Ja, ich singe, während ich unter der Dusche stehe.

Soll ich singen? Ja, bitte singen.

Singt. „Entschuldige, falls ich dir wieder Schmerzen bringe …“

„Nein, du kannst wirklich singen, wir haben Zeit, ich nehme das auf.“

„Entschuldige, falls meine Träume so traurig sind … Es tut mir so leid, das war der Text.“

„Aha, das wusste ich nicht.“

„Ja … Es tut mir leid, wenn ich dir wieder wehtue. Ich mache dich traurig! Und es tut mir leid, dass ich dich schon wieder traurig mache.“

„War das auch noch der Text?“

„Ja.“

Es war so offensichtlich, dass der Krieg jederzeit beginnen könnte. Schon seit 2014 herrschte eigentlich Krieg in schleppender Form. Alle haben darüber geredet und nachgedacht, aber aus irgendeinem Grund wollte niemand daran glauben, dass der Krieg wieder richtig losgehen könnte. Er war ja gar nicht zu Ende. War er zu Ende?

Es gibt keine Formen oder Farben, die Kriege richtig darstellen können. Es ist eine Art Schlamm, eine Art Gelee, etwas Formloses, Dunkles, Unbekanntes, und es hat überhaupt keine Struktur. Krieg ist etwas Strukturloses. Ja, aber gleichzeitig ist er ja eine unglaubliche Organisationsbemühung. Wenn man sich überlegt, wie viel Energie in die ganze Logistik gesteckt wird, und wenn man das zum Beispiel mit der Energie vergleicht, die vorher nicht in die Bildung, nicht in die Gleichberechtigung, nicht in die Bekämpfung der Korruption gesteckt wurde, ist das schon verrückt.

Spätestens, als alle Flüge gestrichen wurden und sämtliche westlichen Botschaften schon vor den Weihnachtsferien schlossen, wurde es offensichtlich, dass sich etwas Schlimmes zusammenbraute.

Eine Woche vor dem Krieg erhielt mein Mann einen Anruf von seinem Chef, der ihm einen Umzug nach Lemberg und dann nach Budapest nahelegte. Warum wusste der Chef so gut Bescheid? Welcher Geheimdienst hat ihn informiert?

Wir weigerten uns! Wir werden nirgendwohin gehen. Wir gingen dann doch. Es gab von einem Tag auf den anderen keine Flüge mehr.

Ich fing an, zu weinen. Ich habe den ganzen Tag geweint.

Meine Mutter weinte nicht. Sie sagte nur: „Natürlich, Olechka, geh. Mach dir keine Sorgen um uns, alles wird gut.“

Ich glaube nicht, dass meine Mutter das ernst meinte.

Ich weinte noch mehr. Einen halben Tag lang, weil es mir vorkam, als würde ich alle verraten. Aber meine Mutter sagte nur immer wieder: „Mach dir keine Sorgen um uns, alles wird gut.“

Ich wollte nicht weg. Der Chef meines Mannes rief wieder an: „In Budapest wartet eine Wohnung auf dich!“

Warum wusste der Chef so gut Bescheid? Welcher Geheimdienst hat ihn informiert? Woher hatte die Firma das Geld?

Wir fuhren mit dem Auto nach Budapest, damit wir mit dem Auto auch wieder zurückkehren könnten. Das Auto wurde dann gestohlen, wir wissen nicht, wo es jetzt ist. Wir sind nie wieder zurückgekehrt. Das Auto wurde gestohlen. Das Auto ist weg.

Ich konnte nichts tun. Das Einzige, das mich dazu brachte, etwas zu tun, war mein Kind. Ich verbrachte die ersten drei Tage komplett im Internet. Cherson wurde besetzt, da leben meine Eltern, meine Schwester, meine Grossmutter, der Grossvater, der Onkel, die Cousins, die Schwester. Meine ganze Familie.

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14 Tage biel/bienne Literatur

Garsam Marsia – 14 Tage

Ich möchte allfällige Geschenke selbst aussuchen. Ich bin mit zunehmendem Alter praktischer geworden. Ich weiss nicht, Geschenke?

„Schuld“ ist etwas für religiöse Menschen. „Verantwortung“ wäre für die anderen.

Wer trägt die Schuld oder die Verantwortung an diesem Krieg? 40 % Russland, 30 % die Ukraine, 30 % Europa oder 100 % Russland? Wieso soll ich solche Gedanken haben? Ist das gut, wenn man versucht, aus einer Tragödie einen Prozentkuchen zu machen? Ich kann es schon machen, das alles so einteilen, aber wozu? Warum?

Benutzen wir Schuld und Verantwortung wirklich als Synonyme?

Als der Krieg begann, war für mich offensichtlich, dass zu 100 % Russland schuld am Krieg war. Russland hat die Ukraine angegriffen: 100 %.

Und dann, später, wenn man noch mal darüber nachdenkt, wird es nicht klarer. Aber es wird einem immer wieder gesagt: 100 %.

Und man fängt an, diese Werbung für eine bestimmte Sichtweise zu akzeptieren.

Ich werde in die Geschichte eingehen, wenn ich das nicht tue. Okay, ich werde es nicht tun. Ich werde die Werbebotschaft etwas abändern.

Ich kenne mich mit Geopolitik zu wenig aus.

Für mich bleibt Russland der offensichtlich Schuldige dieses Krieges. Zu 80 %.

Ich denke, die Ukraine ist auch schuld.

Ich werde aber nicht näher darauf eingehen.

Es gibt auch die Meinung, dass die Vereinigten Staaten Interesse an diesem Krieg haben.

Ich bin kein offensichtlicher Anhänger dieser Hypothese. Für mich sind die Vereinigten Staaten das Land, das Waffen liefert, damit die Ukraine ihr Territorium verteidigen und schützen kann.

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28 Wochen biel/bienne Literatur

Garsam Marsia – 28 Wochen

Identität selbst kann tödlich sein. Wie klingt das für dich: Kann das sein? Kann man an Identität sterben? Kannst du mir das erklären?

Du kannst einem Kind keinen sicheren Ort garantieren. Du bist nie sicher, dass morgen nicht eine Granate oder etwas anderes in deine Wohnung fliegt. Und weil du eine bestimmte Identität hast, möchtest du trotz der Gefahren an diesem Ort bleiben.

Es gibt viele Städte, die in Ruinen verwandelt sind. Unsere Wohnung ist zurzeit noch intakt. Natürlich schlugen Bomben in der Nähe unserer Wohnung ein. Ich muss einfach sicher sein, dass keine Bombe mehr auf mein Kind fallen wird. Das reicht mir, um zurückzukehren. Ich werde also meine Identität vergessen, bis es sicher ist.

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56 Wochen biel/bienne Literatur

Garsam Marsia – 56 Wochen

Der Krieg endet so schnell wie möglich. Unser Land wird wieder aufgebaut, die Städte werden alle wieder aufgebaut.

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56 Monate biel/bienne Literatur

Garsam Marsia – 56 Monate

Ein Kind wird dann originell, wenn es möglichst nicht erzogen wird. Das wäre das Ideal.

Ich glaube, du wurdest überhaupt nicht erzogen, so wie du hier dieses Interview mit mir machst.

Man sollte einem Kind nur helfen und es möglichst wenig stören. Keine Erziehung ist besser.

Keine Erziehung ist immer besser.

Ich bin hier bei dir zu Besuch und ich sehe sofort: Du hast nicht die geringste Erziehung erhalten. Das zeigt sich jetzt auch im Gespräch.

Das beste Kriegsszenario für mich ist der Sieg der Ukraine.

Das heisst, wir behalten die Grenzen, wie sie im Jahr 1990 waren. Leider ist es unmöglich, Menschen wieder aufzubauen, die gefallen sind.

In meinen positivsten Träumen sehe ich, dass sich die Ukraine reformiert, neu definiert, neu erfindet …

Das zweitbeste Kriegsszenario: Alles endet so, wie es vor 2014 war.

Das schlechteste Kriegsszenario: Der Krieg dauert länger als drei Jahre. Und ich kann nicht in Worte fassen, wie alles endet, weil ich Angst habe, es in Worte zu fassen.

Ich habe Angst, die Verbindung mit der Erde, mit den Wurzeln, mit den Vorfahren zu verlieren.

Wenn ich diese Verwurzelung verliere, dann verliere ich alles, was ich liebe.

Oder wir machen ein Disneyland. Die Volksrepublik Lugansk und die Volksrepublik Donezk werden zum Disneyland erklärt.

Und damit es fair ist, tun wir die Autonome Republik Krim auch noch dazu. Der Rest bleibt auf der einen Seite Ukraine, auf der anderen Seite Russland.

Noch ein fantastisches Szenario. Die Ukraine wird ein Paradies auf Erden. Ein Ort zum Krafttanken, ein Ort, wo man sich inspirieren lassen kann, ein Ort, den man besucht, um sich selbst besser kennenzulernen, um etwas Einzigartiges in sich selbst zu entdecken, ein Ort der Kraft, an dem sich alle verborgenen Möglichkeiten eines Menschen offenbaren.

Ich werde auch dich gern in dieser Ukraine wiedertreffen.

In der Ukraine im Jahr 2026 werde ich mich immer noch Olha nennen. Ich werde immer noch Ukrainisch sprechen. Ich würde gern weiterhin Kunst machen. Kunsttherapie. Recycling-Design. Dies ist die Richtung, die ich vor dem Krieg in der Ukraine zu entwickeln begann. Dekorationen herstellen aus gebrauchten Dingen. Und ich würde weiter an der Transformation der Ukraine arbeiten, die dringend stattfinden muss. Die Nation muss wachsen, reifen, sich verstehen lernen, sich erkennen.

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7 Minuten Musik zürich

Yaroslav Kutsan – 7 Minuten

Yaroslav Kutsan – 7 Minuten

EN

I chose this piece because it corresponds to the awakening of the war demon and the first air raids. At the same time, a feeling of a state
of numbness and the inability to speak.

UKR

7 хвилин – я вибрав цю частину, бо вона відповідає пробудженню демона війни та першим повітряним тривогам. При цьому відчуття стану оніміння та неможливості говорити.

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14 Tage Musik zürich

Yaroslav Kutsan – 14 Tage

EN

14 days – This reflects the rampant state of orcs in Ukraine, the influx. Riots and chaos. Murder and the horrors of war.

UKR

14 днів – Це відображає розгул орків в Україні, навалу. Безчинства та хаос. Вбивства та жахи війни.

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28 Wochen Musik zürich

Yaroslav Kutsan – 28 Wochen

EN

Awareness of the tragedy of what is happening and understanding that it is for a long time. Catastrophic consequences that cannot be erased
and washed away.

UKR

28 тиждень – Усвідомлення трагізму того, що відбувається та розуміння того, що це надовго. Катастрофічні наслідки, які неможливо стерти та відмити.


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56 Wochen Musik zürich

Yaroslav Kutsan – 56 Wochen

EN

Awareness of the need to act and work as much as possible. Help Ukraine wherever you are. Every effort counts. Life goes on.

UKR

56 тиждень – Усвідомлення необхідності діяти та працювати якомога більше. Допомагати Україні, де б ти не був. Кожне зусилля має значення. Життя продовжується.

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56 Monate Musik zürich

Yaroslav Kutsan – 56 Monate

Yaroslav Kutsan – 56 Monate

EN

The specter of war still haunts Ukraine. Still very reminiscent of the war. Time heals, but not quickly…not as we would like…

UKR

56 місяців – Привид війни все ще ходить по Україні. Все ще багато нагадує про війну. Час лікує, але не швидко…не так, як би хотілося…

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7 Minuten Musik zürich

Jörg Köppl – 7 Minuten

Jörg Köppl – 7 Minuten

DE

H. erzählt, dass sie für den Krieg bereit war. Der Koffer war gepackt, der Tank des Autos gefüllt. Sie beschreibt, wie sie während der Flucht fast nicht mehr atmen konnte, so dass sie sich übergeben musste.

EN

H. tells that she was prepared for the war. The suitcase was packed, the tank of the car filled. She describes how she almost couldn’t breathe during the escape, so that she had to throw up.

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14 Tage Musik zürich

Jörg Köppl – 14 Tage

Jörg Köppl – 14 Tage

DE

H. erfuhr auf ihrer Flucht viel Hilfe und Wohlwollen. Als sie in Bukarest ankam, wurde ihr ein Flug in die Schweiz angeboten.  Ich muss unweigerlich an all jene denken, die weniger Hilfe erfahren und im Mittelmeer ertrinken.

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H. experienced a lot of help and goodwill during her escape. When she arrived in Bucharest, she was offered a flight to Switzerland. I can’t help but think of all those who receive less help and drown in the Mediterranean.

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28 Wochen Musik zürich

Jörg Köppl – 28 Wochen

Jörg Köppl – 28 Wochen

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H. sehnt sich nach ihrer Familie und möchte, dass ihre Eltern auch in die Schweiz kommen. Aber diese entscheiden sich, in der Ukraine zu bleiben. Sie besucht einen Deutschkurs. Die Strukturierung des Alltags gibt ihr Halt.

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H. longs for her family and wants her parents to come to Switzerland as well. But they decide to stay in Ukraine. She attends a German course. The structuring of everyday life gives her support.

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56 Wochen Musik zürich

Jörg Köppl – 56 Wochen

Jörg Köppl – 56 Wochen

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Die Erde in der Ukraine ist durch den Krieg stark verseucht – auf einer Fläche, die viermal so gross ist wie die Schweiz. Die Reinigung eines einzigen Quadratzentimeters kostet dreissig Schweizerfranken. Die Aufgabe ist zu gross, aber H. ist zuversichtlich, dass wir es schaffen können.

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The soil in Ukraine is heavily contaminated by the war – over an area four times the size of Switzerland. Cleaning a single square centimeter costs thirty Swiss francs. The task is too big, but H. is confident that we can do it.

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56 Monate Musik zürich

Jörg Köppl – 56 Monate

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Für die Zukunft sieht H. viel Arbeit auf die Ukraine zukommen. Jetzt ist die Zeit, um zu kämpfen, aber danach wird es darum gehen, die Ukraine wieder aufzubauen. Das wird lange dauern und noch ihre Grosskinder beschäftigen.

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For the future, H. sees a lot of work ahead for Ukraine. Now is the time to fight, but after that it will be the task to rebuild Ukraine. This will take a long time and still occupy their grandchildren.

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7 Minuten basel Bildende Kunst

Illya Kirzhner – 7 Minuten

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Der Minengang

Ein junges Mädchen in einem körperbetonten rosa Kleid gräbt mit einem Teelöffel den Boden um. Warum? Gräbt sie ein Grab? Will sie jemanden begraben? Jemanden, der im Krieg gefallen ist? Oder ist er zufällig gestorben? Ein Zufallsopfer? Wir leben in Kriegszeiten. Und in Kriegszeiten kann alles passieren. Vielleicht versucht sie auf diese Weise, die Vergangenheit zu begraben? Ihre Erinnerungen? Oder gräbt sie nach Schätzen um? Sucht sie einen Schatz?

Mit einem Teelöffel kann man keinen Schatz ausgraben. Und man kann auch nicht die ganze Vergangenheit begraben, in so einem kleinen Grab, auch nicht wenn man noch jung ist. Man kann mit einem Teelöffel nicht einmal einen richtigen Grab graben, ausser vielleicht für ein Insekt. Oder für einen kleinen Vogel. Kolibri. Oder für ein Papagei, der verstorben ist. Es war einmal, nicht jetzt. Bevor der Krieg ausbrach.

In einem mit einem Teelöffel ausgehobenen Grab ist es durchaus möglich, einige Erinnerungen zu begraben. Schreckliche, unangenehme, aber auch angenehme Erinnerungen. Über die Kindheit in der Ukraine. Über die Pubertät. Sie kann vielleicht die Erinnerungen an ihre erste Liebe begraben. Oder an das Verliebtsein. Oder an die Abhängigkeit. In der Pubertät kann man es noch nicht wirklich herausfinden. Aber auch im Erwachsenenalter ist es leider nicht einfach. Ein kleines Grab, durchaus geeignet für Erinnerungen an die erste Abhängigkeit der Zeiten der Pubertät. So etwas lässt sich durchaus mit einem Teelöffel in nur 7 Minuten ausgraben.

Aber nein, dieses Mädchen gräbt Blumen aus. Mit einem Teelöffel gräbt sie Blumen in einem idyllischen Schweizer Park aus. Erst die Kamille. Und dann ist da noch die Narzisse.

Kamille, ein Symbol der Liebe, oder des Verliebens. Nicht in sich selbst, nein, in den Anderen. Sogar Zemfira, eine Sängerin aus Russland, singt so

Привет, ромашки,
Кидайте деньги, читайте книжки
Дурной мальчишка ушел, такая фишка
Нелепый мальчишка.

Hallo, Gänseblümchen.
Werfen Sie Geld, lesen Sie Bücher
Der böse Junge ist weg, was für ein Trick
Lächerlicher Junge.

Narzisse ist ein Symbol der Selbstliebe, normalerweise nicht das gesündeste. Im antiken griechischen Mythos bewunderte Narzisst sein Spiegelbild und versteinerte. Wahrscheinlich aus dem Wunsch heraus, die eigene Schönheit zu verewigen. Oder aus Egoismus? Oder aus Egozentrik sogar? – Schwer zu sagen. Warum braucht ein Mädchen mitten im Krieg Gänseblümchen? Und warum braucht sie die Narzisse? Vor allem die Narzisse aus einem idyllischen Park?

Meine (oder unsere) Gedanken werden von einer Stimme unterbrochen. Einer männlichen Stimme. Sie spricht Schweizer Dialekt. Freundlich, höflich, gewaltfrei. Das ist die sogenannte gewaltfreie Kommunikation. Aber gleichzeitig spricht die Stimme klar und streng. Das können die Schweizer, die in offiziellen Institutionen arbeiten. In allen möglichen sozialen Institutionen. Oder fleissige, aufrichtig besorgte Schweizer und Schweizerinnen, die sich um die Umwelt kümmern:

„Ich muss Sie glich unterbreche. Das, was Sie da machet: vo wem hätten Sie die Bewilligung?“

„Wir machen es wieder gut.“

„Das spielt kaine Rolle! Sie treten in den Beetraum ein!“

Ich reagiere nicht. Ich halte die Kamera. Ich bin als Kameramann beschäftigt und ich erwecke diesen Eindruck. Auch das Mädchen reagiert nicht. Mit einem Teelöffel gräbt sie weiter. Sie lässt die Narzisse nicht aus den Augen. Künstlerischer Prozess. Materialsammlung über Russlands Krieg gegen die Ukraine. Künstler und Muse. Oder KünstlerIn und Muser?

„Aber Hallo! Haben Sie die Bewilligung vom Kanton?! Oder von der Stadt Basel?!“

Wir reagieren nicht. Wir zeigen immer noch, dass wir einen künstlerischen Prozess durchführen. Ist das nicht klar? Man kann ja sehen, dass wir nicht ganz von hier sind. Dass wir Ausländer sind. Das Mädchen trägt ein wunderschönes rosa Kleid. Es steht ihr sehr gut. Ich trage einen Damen-Flanellanzug in einem bizarren und veralteten Stil. Hier gehen die Leute nicht einfach so durch die Strassen. Wir sind nicht nur Ausländer, wir sind komische Ausländer. Wir sind etwas Spezielles. Welche Bewilligung? Wofür? Warum vom Kanton? Oder von der Stadt? Eine kleine Narzisse zu untergraben ist kein Verbrechen. Es ist nicht einmal eine Ordnungswidrigkeit. Es ist keine Sabotage der bürgerlichen Moral. Und wie steht es schliesslich mit der künstlerischen Freiheit?

„Ich appelliere an euch: Legen Sie mir die Erlaubnis des Kantons vor! Sonst rufe ich die Polizei an! Hören Sie auf zu graben!“

Eine männliche Silhouette bricht in die Kamera durch. Erst jetzt sehe ich, wie der Typ aussieht, der mich schon seit gut fünf Minuten anspricht. Die männliche Silhouette verdeckt das Mädchen. Und die Narzisse. Ich erinnere mich, dass das Mädchen minderjährig ist. Ich beschliesse, keinen ärger zu verursachen. Ich drücke auf Stopp.

Man weiss ja nie, was sie mir sonst vorwerfen. Diese freundliche grüne Umweltschützer, mit ihrer gewaltfreien Kommunikation.


RU

Пробуждение. 7 минут войны

Первые 7 минут войны – как сон, или как танец. 

девушка просыпается от взрывов бомб и начинает танцевать. 

танцевать – ото сна в сон. 

пробуждение в Украине, в обычной квартире, от взрывов бомб.

пробуждение в Швейцарии, в чужой стране, на скамейке в парке, от щебета птиц. 

телефонный звонок. бабушка говорит, что началась война. 

птицы щебечут. они щебечут о цветах. цветы ждут, когда их соблазнят. 

девушка в Украине, будит родителей, чтобы сказать им, что началась война. 

девушка в Швейцарии, танцует, сонная и томная. следуя зову птиц. 

она празднует новый день. 

Такая форма, потому что война, она как вещь, которая проникает везде и которую никто не хочет, никто не ждет. она просто приходит в чью-то жизнь, лезет как нос, страшно длинный

страшно длинный нос лезет в идиллический зелёный парк, со старым фонтаном, с дивными цветами и растениями, с изящными скульптурами и гран-кафе, в котором нельзя оказаться просто так, в который попадают избранные или случайные. 

что я живу в такой стране, в которой такая нестабильность, что началась война? наверное, у меня не было этого чувства, потому что мои родители сразу сказали, что мы уезжаем из этой страны, потому что здесь небезопасно

мы уезжаем в страну, в которой безопасно, даже очень, даже слишком безопасно, можно так сказать, мы уезжаем в самую комфортную, самую мирную и богатую страну в мире. эта страна в десятки, в сотни раз безопаснее, комфортнее, богаче Украины. и природа, и садово-парковое искусство здесь тоже утонченное, наверное, непревзойденное, – даже самые утонченные садовники Версаля его не превзошли. 

ну, да, мои родители постоянно мне говорят, что в Украине нет возможности развиваться, развиваться и работать в том направлении, которое мне интересно, – искусство, и что я умру с голоду из за того, что я этим интересуюсь. 

в Швейцарии никто никогда не умирает с голоду, или почти никто почти никогда, не важно, чем он или она или оно интересуется. даже если оно интересуется трупами, или падалью, или дождевыми червями, или ядами, например, оно все равно никогда не умрет с голоду, даже если оно окажется в лесу, или в тюрьме. 

в Швейцарии есть бесконечные возможности развиваться и работать в том направлении, которое интересно, здесь трудно развиваться и работать в интересном направлении может быть лишь потому, что возможностей для развития и работы бесконечное множество и все множества всегда открытые, поэтому очень трудно выбирать: пока выберешь, пока определишься, юность, молодость, а то и вся жизнь могут незаметно пройти. такая она, Швейцария, где каждое „я“ или „оно” может хоть всю жизнь заниматься одним лишь искусством, где каждый может стать художником. Нет, где каждый уже есть художник, как говорил… Бойс? никто здесь не умрет с голоду, из-за того, что он или она или оно интересуется искусством, но никого (или почти никого) и не признают здесь большим художником или художницей, или художнико, потому что каждый уже художнико, или художница, или художник. Страна свободного мнения, где каждый имеет право высказаться, но только некоторые имеют возможность быть услышанными.

Война противоречива. война парадоксальна по своей природе. кого-то война убивает. Кому-то дарит новую жизнь, во много раз прекраснее предыдущей. кому война, а кому мать родная, говорят русские. кто-то потерял все – родину, дом, друзей, родных и близких. кто-то приобрел все – свободу, мир, комфорт, безопасность. время, богатство. Богатство, заключающееся в свободе выбора.

Я оделась в школу. Я уже была готова выходить

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14 Tage basel Bildende Kunst

Illya Kirzhner – 14 Tage

Подкоп ромашки. 14 дней войны

Девушка копает землю чайной ложкой. Зачем? Она копает могилу? Хоронит кого-то? Кого-то, кто погиб на войне? Или случайно погиб? Случайная жертва? Время – военное. А в военное время всякое может случиться. Может она пытается так похоронить прошлое? Воспоминания? Или выкопать сокровище? Клад?

Чайной ложкой клад не выкопаешь. И всё своё прошлое тоже не похоронишь. Даже могилу не выкопаешь чайной ложкой, разве что для насекомого. Или для небольшой птицы. Для колибри. Или для попугая Кеши, который умер. Давно уже, не сейчас. До того как разразилась война.

В могиле, вырытой чайной ложкой, можно похоронить кое-какие воспоминания. Неприятные, малоприятные, но и приятные тоже. О детстве, в Украине. О переходном возрасте. Можно похоронить воспоминания о первой любви. Или о влюбленности. Или о зависимости. В переходном возрасте ещё не разберешь. Но и в зрелом это не просто, увы. Небольшая могилка, вполне подходящая для воспоминаний о первой зависимости времен переходного периода. Такую вполне возможно выкопать чайной ложкой, всего за 7 минут. 

Но, нет, украинская девушка подкапывает цветок. Чайной ложкой она подкапывает ромашку в идиллическом швейцарском парке. Ромашка – символ любви, или влюбленности. Не к себе, к Другому. Даже Земфира так поёт: 

Привет, ромашки

Кидайте деньги, читайте книжки

Дурной мальчишка ушел, такая фишка

Нелепый мальчишка.

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28 Wochen basel Bildende Kunst

Illya Kirzhner – 28 Wochen

Подкоп нарцисса. 28 недель войны 

Девушка подкапывает нарцисс. Нарцисс – символ любви к себе, как правило не самой здоровой. В древнегреческом мифе Нарцисс любовался своим отражением и окаменел. Наверное, от желания увековечить свою собственную красоту. Или от эгоизма? А может, от эгоцентризма? – Сложно сказать! Зачем девушке нарцисс в разгар войны? Тем более, Нарцисс из идиллического швейцарского парка?

Мысли прерывает голос. Мужской голос. Он говорит по-швейцарски, на диалекте. Дружелюбно, вежливо, совсем не насильственно. Заученная ненасильственная коммуникация, но одновременно и ясно, и строго говорит голос. Как умеют швейцарцы, работающие в официальных учреждениях. Во всяких и разных социальных институтах. Усердно и, главное, искренне! – озабоченные, то есть, заботящиеся. Об окружающей среде:

„Извините? Позвольте мне вас прервать. Вот это вот, что вы делаете: Кто вам дал разрешение здесь копать?“

„Мы все сделаем как было.“

„Это не играет роли. Вы вторгаетесь в пространство клумбы.“

Я не реагирую. Я держу камеру. Я занят операторской работой. Девушка тоже не реагирует. Она продолжает подкапывать нарцисс, чайной ложкой. Она не отводит глаз от цветка, от нарцисса. Художественный процесс. Сбор материала о войне. Художник и муза. Или художница и музер?

„Извините! У вас есть разрешение от кантональных властей?! Или хотя бы от городских?!“

Мы не реагируем. Мы все еще демонстрируем художественный процесс. Неужели не понятно? По нам видно, что мы не отсюда, что мы иностранцы. На девушке облегающее розовое платье, оно ей к лицу. На мне женский фланелевый костюм причудливого давно устаревшего фасона. В Швейцарии мужчины так не ходят по улицам. Мы не просто иностранцы, мы странные иностранцы. Wir sind etwas spezielles

Какое разрешение? 

На что? 

Кантональные власти? 

Или городские? 

Подкопать немного нарцисс – это не преступление. Это даже не административное правонарушение. Не хулиганство. Не саботаж левой или там зелёной морали. И что с художественной свободой, с künstlereische Freiheit, в конце-то концов?

„Я к вам обращаюсь, молодые люди! Если вы не предъявите разрешение кантональных властей, я вызову полицию. Остановитесь! Перестаньте уже здесь копать!“

Мужской силуэт прорывается в камеру. Только теперь я вижу того, кто уже добрых пять минут ко мне обращается. Мужской силуэт заслоняет девушку и нарцисс. Я вспоминаю, что девушка несовершеннолетняя. Я решаю не заедаться. Я нажимаю на „стоп“. 

Мало ли чего они ещё пришьют? Эти заботящиеся о защите окружающей среды, эти озабоченные, с их ненасильственной коммуникацией. Всё-таки, не каждый здесь может быть художником. И далеко не каждый художник может делать то, что хочет, или что ему кажется важным, необходимым. Многополому или бесполому „оно“, художникО позволено, наверное, всё. Или почти всё. А то, что делаем мы, это – вторжение в пространство клумбы

Цензура в Швейцарии такая. Она обычно левая и зеленая как зелёнка. Она повсюду и тут как тут. 


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56 Wochen basel Bildende Kunst

Illya Kirzhner – 56 Wochen

Соблазн цветка. 56 недель войны

В щебете птиц слышится зов. Зов к девушке. Зов соблазнить цветок. Птицы взывают к девушке осуществить то, что длится, без надежды на результат. Возможно блазнить цветок, но не со-блазнить. Цветок есть, поэтому он не поддается соблазну. Но и соблазн есть, как действие, как процесс, как явление. Поэтому он может длиться. Один год, 56 недель, или дольше. Соблазн может длиться бесконечно и безрезультатно. Как и война. 

Мы гуляем по парку и говорим. Девушка интересуется, почему я изучал философию. 

Культурологию. 

Историю искусств. 

Литературу. 

Девушка тоже хотела бы изучать это всё

Она не хочет выходить замуж. 

Она не хочет растить детей, как другие девушки. 

Она хочет изучать это всё

Как я, когда-то. Как я, когда приехал в Европу. Вот это вот всё.

Это всё, что останется после меня…

Это всё, что возьму я с собой…

Это всё. В моей голове снова звучит русский рок, русская поэзия. Это всё – словосочетание, которое почти каждый, кто говорит по-русски – не важно украинец, белорус, или русский – употребляет по 10-30 раз на день. Может и 50 раз, как мои родители, например.  Мне часто любопытно уточнить, что именно эти все люди имеют в виду, когда так говорят, это всё. Но мне обычно лень уточнять. Они же всё равно не знают. Они говорят, не знаю. Некоторые говорят это фигура речи. Или фигура языка. Сейчас я всё-таки уточняю. 

Мне интересно и то, и другое, и третье. Мне многое интересно. Я не могу точно решить.

Проблема выбора, которую я упоминал в начале. Хорошо знакомая. Если бы я был молод, я бы сделал иной выбор. Я бы не изучал ни философию, ни культурологию, ни историю искусств. Ни литературу. Ничто из этого всего. Я бы и дальше интересовался бы этим всем, само собой, – это всё интересно, но я изучал бы материальную, телесную, предметную и надежную науку, которая даёт высокий и стабильный доход, возможность иметь и содержать семью, в том числе в Европе. Я бы изучал медицину или биологию или инвестиционный менеджмент, может быть, банковское дело. Я бы женился на совсем другой женщине и зачал бы много детей. Сейчас, когда мне 40 лет, уже, наверное, слишком поздно. Я пытаюсь кое-как объяснить это девушке, но у меня не получается, застревает ком в горле. 

С другой стороны, нельзя сказать, что я сожалею о том, кем стал и как это всё сложилось, говорю я, глотая ком. А сложись это всё иначе, я бы, возможно, и сожалел. Я ведь хотел прожить интересную жизнь, а не скучную. И я её прожил, и проживаю. Вот и девушка говорит: это всё так интересно, что вы изучали и что вы делаете, когда я говорю ей, что изучал, интересую парадоксальные явления: соблазн, эротическое вожделение, смерть… И вот, теперь ещё и война.

Война и соблазн парадоксальны (помимо прочего) потому, что обычно (не всегда) в них невозможно достичь результата. В большинстве войн невозможно победить, а возможно только проиграть, потратить время, силы, ресурсы, как в этой вот войне. Очевидно, что в этой войне нет победителей, а есть только побежденные, но повсюду почему-то кричат о победе. Журналисты, политики, религиозные люди тоже громко кричат. И ведь понимают, что проиграют. Ну, такая страна как Швейцария и люди в Швейцарии может и выиграют, как обычно. Но об этом не кричат. Скорее наоборот, об этом все молчат. Как партизаны. 

Так и с соблазном. Те, кого хочется соблазнить обычно соблазну не поддаются. Как цветы, например. Можно сколько угодно пытаться соблазнять цветок, но в итоге соблазнишься цветком. Я объясняю:

Французский философ Жан Бодрийяр об этом писал, в своей книге с одноименным названием „Соблазн“, которую здесь левые и феминистки очень не любят. Некоторые женщины здесь не любят Жана Бодрийяра почти так же, как Владимира Путина. Они считают этого философа чуть ли не своим личным врагом, хотя между Владимиром Путиным и Жаном Бодрийяром на самом деле нет, или почти нет, ничего общего.

Девушка танцует, соблазняя цветок, и я констатирую тот факт, что цветы-колокольчики почти такого же цвета как её платье. Я вспоминаю Оскара Уальда, который верно говорил: 

„искушениям стоит поддаваться. Кто знает, вернутся ли они снова.“ 

Цветы, однако, не поддаются. 


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56 Monate basel Bildende Kunst

Illya Kirzhner – 56 Monate

Танцы в стиле… Vogue? 56 месяцев войны

Вообще-то нам следовало бы танцевать

– так называется книга молодого швейцарского писателя Хайнца Хелле?, написанная ещё до войны. Именно в военное время в Швейцарии это название представляется актуальным. Коль скоро кому война, а кому мать родная, почему бы и не протанцевать все 4 или 5 лет, пока идёт в война? Не желая ни следовать предрассудкам, ни их обслуживать или им противостоять, я все же замечу, что в отличии от войн прошлых эпох, нынешняя выгодна не только политиканам, производителям оружия и журналистам, но нередко и простым людям, например, молодым украинкам, получившим шанс получать в Швейцарии самое качественное в мире высшее образование – шанс которого раньше среди молодых украинок не было почти ни у кого. 

Девушка рассказывает мне о танце Vogue. Слушая её, я всё больше абстрагируюсь от моральных предрассудков и нахожу всё больше параллелей в подходе к танцу и к ведению войны: Тактика, сдержанность, холодный расчёт сил и энергии, невозмутимость и выдержанные движения… Вообще, чёткие, тщательно распланированные и рассчитанные движения, непрерывные, сбалансированные, однако, довольно грациозные и имеющие своей целью не завоевание и разрушение, а красоту и грацию человеческого тела. 

Девушка рассказывает мне, что эти движения довольно дерзкие и прямые, и потому считающиеся мужскими, но для неё именно поэтому интересные для исполнения. В конце концов. я прошу её станцевать и делаю три коротких видео-записи. Последняя – с её отражением в стекле.

Вообще-то нам следовало бы танцевать.